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Auf einer grünen Wiese gemeinsam alt werden

Uschi Landes

Auf einer grünen Wiese gemeinsam alt werden

Auf einer grünen Wiese gemeinsam alt werden

Wir leben auf einem kleinen, wirklich kleinen Dorf, vor den Toren der Stadt. Es gibt immer wieder Ideen, an denen wir gemeinsam rumspinnen: Werkzeug teilen, eine gemeinsame Heizung für die Häuser im Dorf und jetzt die Frage: Wie wollen wir Alt werden? Ich bin mit 50 Jahren einer der Jüngeren in dieser Generation. Die Kinder sind fast alle erwachsen – manche wollen im Dorf bleiben. Andere nicht. Wie wollen wir Alt werden? Geht das im Dorf, auch wenn wir nicht mehr Auto fahren können? 

Unser Mann aus der Autoindustrie weiß, dass das autonome Fahren kommt: „Kein Problem mehr – Du setzt Dich rein und kommst an“. Zum Arzt, zum Einkaufen, zu den Kindern. 

Alt werden. Wir sehen es an unseren Eltern, wie die da reingeschlittert sind. Nicht recht geplant. Ein Satz, den wir von unseren Eltern kennen: „Ich kann doch noch alles!“ Die Haushaltsführung – oder nicht Führung – spricht eine andere Sprache. Einsehen? Eher weniger.

Wie wollen wir alt werden? Da ist die grüne Wiese auf dem Dorf. Könnte da ein gemeinsames Haus für uns Alte entstehen? Barrierefrei bauen – seniorgengerechte Grundrisse. Jeder eine eigene Wohnung und Räume für Begegnung. Drinnen und draußen. Gemeinsam alt werden auf einer grünen Wiese. Man kann planen und rumspinnen. „Ist das nur für uns? Größer bauen, auch für andere Alte? Platz für junge Familien, also Mehrgenerationen-Wohnen?“ 

Hört sich schon mal gut an, aber… Es gibt viele „aber“, und an viele „aber“ denken wir wahrscheinlich noch gar nicht. Wieviel Platz brauchen ich in 20 oder 30 Jahren? Nachbarschaft schön und gut, aber wie sind die Erwartungen bezüglich Begegnung und Individualität? Könnten und wollten wir uns dann gegenseitig unterstützen? Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, so ein Projekt umzusetzen? Mit 50, 60 oder 70 Jahren? 

Einfach mal auf der grünen Wiese denken. Was könnte hier entstehen. Für mich, für andere, für die Zukunft. Die grüne Wiese tut gut. Keine Einschränkungen im Denken. Wünschen und Träumen. Der Kreativität freien Lauf lassen. Bei aller Freiheit im Denken. Irgendwann kommt man auch auf der grünen Wiese zu den existenziellen Fragen des Lebens. Rückblick auf Höhen und Tiefen im Leben. Fragen nach Sterben und Tod. Hoffnung auf die Ewigkeit.

Bis die grüne Wiese wirklich bebaut wird, ist noch ein langer Weg. Ein konkreter Gedanke bleibt erst mal: wir wollen nicht einfach so reinschlittern ins Alt werden.

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