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Wie man seine Elefanten bindet - und befreit

Uschi Landes

Wie man seine Elefanten bindet – und befreit.

Elefanten
Es ist schon lange her – ich weiß auch nicht mehr, wer mir diese Geschichte erzählt hat. Wahrscheinlich ist es eine Geschichte aus einer anderen Zeit. Wahrscheinlich aus einem anderen Land. Und hoffentlich tut man das heute den Elefanten nicht mehr an. Aber es steckt noch viel Wahres in dieser Geschichte. 
Wie kann man Elefanten, diese großen Tiere, davor abhalten aus ihrem Stall zu fliehen? Wenn die Elefanten als kleine Tiere gefangen sind, oder in Gefangenschaft geboren werden, dann soll das ganz einfach gehen. Sie werden an einem Pflock festgebunden, den das kleine Tier nicht ausreißen kann. Der junge Elefant lernt, dass er gebunden ist. Das vergisst er sein Leben lang nicht mehr. Wenn der Dickhäuter dann ausgewachsen ist, reicht immer noch ein einfacher Pflock. Er wird ihn nicht ausreißen, um zu fliehen. Er hat von klein auf gelernt: „Dieser Pflock ist stärker als ich. Die Kette, die mich daran bindet, kann ich nicht überwinden.“ 

Ich arbeite nicht mit Elefanten. Auch nicht mit anderen Tieren. Ich arbeite mit Menschen. Aber das erlebe ich immer wieder. Da sind wünsche auf Veränderung – und irgendetwas blockiert. Psychologen unterschiedlicher Schulen kennen verschiedene Erklärungsmodelle (Glaubenssätze, Über-Ich, Trauma, zu wenig positive Verstärkung – oder zu viel negative Verstärkung, Familiensysteme die binden). Die Idee bei den Erklärungsmodellen: wenn ich weiß, woher eine Blockade kommt, dann kann ich sie auch lösen. Das ist doch eine gute Botschaft!

Ist es immer so einfach? In jedem Menschen (und wahrscheinlich auch in jedem Elefanten) sind die Motive vielfältig. Bewusst und unbewusst. Manchmal braucht es seine Zeit, bis die Sehnsucht nach Freiheit wächst. Zuerst im Kopf und dann im Herzen – oder umgekehrt. Die Freiheit zu leben, das kann bedeuten, eine bekannte Komfortzone zu verlassen. Unbekanntes ausprobieren und erkunden. 

Nicht für jeden ist es das Richtige, Führungskraft zu werden, an einem Ironman Triathlon teilzunehmen oder als Weltenbummler alles hinter sich zu lassen. Aber ich finde, wenn das Herz oder der Kopf zur Freiheit rufen, dann sollte man nach Möglichkeiten suchen, Blockaden und Bindungen hinter sich zu lassen. Für den einen sind es kleine Schritte, bei anderen ist es gleich der große Wurf. 

Gut, dass man den Weg nicht allein gehen muss. Es gibt immer wieder Freunde, die herausfordern und inspirieren. Berater, Coaches, Therapeuten, die beruflich bei der Persönlichkeitsentwicklung helfen. Und als Seelsorger sage ich: einen Gott, der Freiheit liebt.

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